I N T A .
Interreligiöses Forum.
INTA bietet in jeder Ausgabe:
- Beiträge jüdischer, christlicher und muslimischer Autor_innen
- Interviews, Porträts, Berichte
- Feministische Theologie und Spiritualität
- Interdisziplinäre Perspektiven und Genderforschung
- Rituale, Predigten und Ideen für die Praxis
- Berichte von Tagungen, Treffen und Begegnungen
- Buchvorstellungen und Materialhinweise
- Nachrichten aus aller Frauen Länder
Die Doppelnummer 11/12 „Fundamentale Herausforderungen“ erschien Ende November 2016.
Zuletzt erschienen
Herzlich willkommen!
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
an diesem Heft planen wir bereits über ein Jahr – und die Herausforderungen haben in dieser Zeit noch deutlich zugenommen. Daher haben wir uns für eine Doppelausgabe entschieden. Und wir haben uns dafür entschieden, vor allem solche Beiträge aufzunehmen, die sich vor allem der fundamentalen und fundamentalistischen Herausforderungen in der eigenen Tradition stellen. Und die nach Lösungen suchen – und sei es ein Perspektivwechsel.
„Wir haben ein Problem im eigenen Haus“, ist Eske Wollrad überzeugt. In ihrem Beitrag schreibt sie „über Privilegien und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Christentum“. Darin wirft sie einen Blick auf „uns in der evangelischen Kirche“, statt auf die „anderen“ in den rechten Gruppen. Sie bringt dazu die Bibelerzählung vom reichen Mann, der das ewige Leben erlangen will, in den Dialog mit kritischer Weißseinsforschung.
Ihre Erfahrungen als islamische Religionslehrerin brachten Lamya Kaddor dazu, in ihrem 2015 erschienenen Buch „Zum Töten bereit“ der Frage nachzugehen, warum sich deutsche Jugendliche, auch ihre eigenen Schüler_innen, religiös radikalisieren, was Dschihad-Romantik und Helden-Mythen damit zu tun haben.
Die Islamwissenschaftlerin Rabeya Müller und Chiman, eine Studentin, stellen mehrere wegweisende Projekte für Jugendliche vor, in denen diese lernen konnten und können, dass „deutsch, muslimisch und tolerant“ zusammen geht: Prävention mal ganz anders.
Totalitäre Positionen und Menschen, gar Strukturen sind unerträglich und – total … komisch. Und manchmal sind Humor und Satire angemessene Antworten, meint Gisela Matthiae, selbst gelernte Clownin und Theologin. Méli Solomon befragt seit Jahren religiöse Menschen nach ihren persönlichen Glaubensvorstellungen. „Besser den Mund halten?“ fragen sich manche als Konsequenz auf öffentliche Reaktionen auf (fundamentalistische) Religiosität.
Carmen Khan hat für uns den Bericht von Amnesty International „Leben in Unsicherheit“ gelesen und ist entsetzt darüber, wie in Deutschland Opfer rassistischer Gewalt im Stich gelassen werden. Zeichnen sich auch die rechten Bewegungen durch „Genderhass“ und Homophobie aus „berechtigter Angst“ aus? Eli Wolf fragt, ob das so ist und wie insbesondere die Kirchen darauf reagieren könnten und müssten. Ihr Wissen über Homophobie und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bei Christ_innen bringt Katrin Berger in einer Predigt ins Gespräch mit Paulus (Phil 3,4b-11), ihre Überzeugung: Mein Gewinn: in der Schlange stehen.
„Das hier ist auch unser Land“, ist die Überzeugung von Meral Şahin, Vorsitzende der IG Keupstraße, wo die NSU vor 12 Jahren einen Nagelbombenanschlags verübte. Seit drei Jahren findet nun jährlich ein großes Kulturfest in Köln statt unter dem Motte Birlikte – zusammen. Rabeya Müller hat die engagierte Unternehmerin für uns getroffen.
Zugewanderte Frauen haben es, auch trotz Qualifikation, schwer, beruflich Fuß zu fassen. Projekte, initiiert vom Gender-Referat im Ev. Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid unterstützen Migrantinnen seit über 15 Jahren dabei. Andrea Blome sprach mit den Projekt-Mitarbeiterinnen und einer ehemaligen Teilnehmerin.
In den Dialog mit Paulus geht auch Ulrike Metternich. Ihr – hier gekürzt abgedruckter – Vortrag auf der geschlechterbewussten theologischen Sommerakademie in Berlin befasst sich mit der Liebe. Sie liest 1 Korinther 13 jedoch nicht als Ratschlag für Paarbeziehungen (Die Liebe erträgt alles …), sondern als toratreue und politische Einladung des Paulus in ein umfassendes Welt- und Selbstverständnis, das der Lieblosigkeit widerstehen hilft.
Wer beteiligt sich eigentlich am christlich-jüdischen Dialog, welche Geschlechter, welche Generationen? Sarah Egger bezieht sich in ihrem Beitrag „Wer spricht mit wem?“ auf ihre eigenen Erfahrungen in Österreich.
Über die ganz gewöhnliche Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft und in der Kirche berichten die Gemeindepfarrerin Sonja Timpe-Neuhaus und die (ehemalige) Presbyterin Tatjana Eilfert-Yilmaz im Gespräch mit Antje Röckemann.
Gegen Fundamentalismus hilft am besten oft der Blick auf die eigenen Fundamente, also die Heiligen Schriften. Die Superintendentin Viola Kennert überrascht mit einer ungewöhnlichen Auslegung über Petrus, den „Fels“ in ihrer Andacht „Übers Wasser gehen um sein Fundament zu finden“.
Elianna Mitchnik berichtet für uns von der 8. Bet Debora- Tagung in Wrocław-Breslau. Unter dem Motto „Creating Alternatives“ wurde über die Gestaltung jüdischer Lebenswelten diskutiert, die eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen ermöglichen. Ein Schwerpunkt lag auf dem Wirken von Frauen in Kunst und Kultur – und natürlich auf der Situation in Polen, dem Veranstaltungsort.
Wie immer folgen Buchbesprechungen und ausführliche Nachrichten aus aller Frauen Länder. Besonders hinweisen möchten wir auf die Stellungnahme des Interreligiösen Think-Tanks der Schweiz, die aufgrund eines Initiative zu einer Verfassungsänderung „Acht Gründe für ein NEIN zu einem ‚Burka-Verbot‘“ zusammengestellt haben.
Für die Redaktion
Antje Röckemann